Afenginn Choirnevale

Deutschlandpremiere

Ein Chor - das wusste man schon im antiken Theater - ist die Macht schlechthin. Wo immer sich mehrere Dutzend Münder gleichzeitig öffnen, da strömt mehr als reine Musik, da ist elektrische Energie im Spiel. Solches dachten sich auch Kim Nyberg und seine Kollegen der dänischen Folkband Afenginn, als sie für ihr neues Konzertprogramm den Estonian TV Girls Choir aus Tallinn zu einem Bühnen-Wettkampf baten. Der 30-köpfige Chor hat sich unter der Leitung von Aarne Saluveer zu einem der weltbesten Jugendensembles entwickelt, mit einem Repertoire, das von Klassik über Spirituals bis hin zu altem baltischem Volksliedgut reicht. Dementsprechend waren sie auch schon auf den größten Festivals jeglichen Schlages zu Gast, vom Schleswig-Holstein Musikfestival bis hin zum Eurovision Song Contest (in Tallinn, natürlich!) und haben eine Reihe Uraufführungen realisiert, unter anderem Arvo Pärts „Peace Upon You, Jerusalem" und Urmas Sisasks „Veni Creator Spiritus".

Damit bilden sie die ideale Herausforderung für die dänische Band Afenginn um den Komponisten und Mandolinisten Kim Nyberg. Denn die sind ja selbst ein dicker Folk-Fisch. In den gerade mal zehn Jahren ihres Bestehens haben es die fünf Musiker Rasmus Krøyer, Niels Skovmand, Erik Olevik, Rune Kofoed und natürlich Kim Rafael Nyberg geschafft, sich von einer hobbymäßig zusammen jammenden, leicht zauselig-bärtigen Folk-Combo zu Dänemarks führendem Instrumentalexport zu entwickeln. Wo immer die fünf Afenginns auftauchen, verbreiten sie eine Spielfreude wie auf einer arabischen Hochzeit und eine musikalische Finesse wie das extravaganteste Jazzquintett. Und aus ihrer immer etwas hemdsärmelig anmutenden Instrumentalmischung aus Violine, Klarinette, Kontrabass, Mandoline und Schlagwerk erschaffen sie eine Musik, die in jeder Minute neue Welten entstehen lässt: Da ziehen nordische Weiten vorüber, da grüßen Tom Waits und Hazmat Modine, da erklingen plötzlich arabisch-jüdische Klezmer-Weisen oder flotte osteuropäische Polkas. Klar, dass sie mit diesen weitgreifenden Interessen neben ihren eigenen fünf Veröffentlichungen auch dankbarer Partner für Kooperationen und Partnerschaften sind. So spielten sie unter anderen mit Frank London von den Klezmatics, mit verschiedenen Sinfonieorchestern und Brassbands, sie verfertigten die Musik für Ballettstücke und Filme und komponierten für große Chöre.

Und hier nun schließt sich der Kreis, denn für 2013 hat die Band wiederum eine große Kollaboration angekündigt, die den Rahmen der meisten bisherigen Afenginn-Konzerte (und auch den der meisten Kulturarena-Konzerte!) bei weitem sprengen wird: das große Choirnevale-Projekt. Sechzehn mit großer stimmlicher Schlagkraft gesegnete Choristinnen treffen auf sechs mit ebenso großer instrumentaler Schlagkraft ausgestattete Musiker. Für den Schlagabtausch komponierte Kim Nyberg extra eine Reihe von Liedern, die - fast wie im richtigen Theater - abwechselnd gemeinsam und solo gespielt werden. Und es wird wieder, das ist sicher, eine Menge Energie fließen.