Caravan Palace

Caravan Palace

Eifrige Band-Chronisten munkeln ja, die drei Caravan-Gründer Arnaud Vial, Hugues Payen und Charles Delaporte hätten sich - irgendwann in den 90ern - beim Vertonen eines über 100 Jahre alten Erotik-Stummfilms kennengelernt (ja so etwas gibt es). Selbst wenn diese Geschichte nicht wahr sein sollte, so ist sie doch viel zu schön zum Nicht-Erzählen. Und sie sagt einiges aus über ihre Protagonisten. Hier werkeln Musikenthusiasten mit einem sehr schrägen, sehr lustvollen Sinn für die etwas andere populäre Musik. Dementsprechend versammeln sich in den Songs des Sextetts - neben den Gründern ergänzt um Colotis Zoé, Camille Chapelliere und  Antoine Toustou - auch uralte Filmausschnitte aus den 30ern und ähnlich olle Honkytonk-Piano-Samples neben 70er-Jahre-Orgeln oder knarzigen Elektrosynthies aus dem Hier und Jetzt. Es ist ein total eklektischer Mix, der nur zwei Konstanten unterworfen scheint: dem musikalischen Spaßfaktor und der Tanzbarkeit.

Ihren Ruf haben sich Caravan Palace 2007 mit ihrer gleichnamigen Debüt-LP erworben, auf der sie vor allem der Gipsy-Gitarre eines Django Reinhardt und seiner 30er-Jahre-Clubmusik huldigen. Die Platte war nicht nur in Frankreich ein Riesenerfolg, und die Gruppe hatte ihr Etikett weg: Elektro-Swing hieß fortan ihr wilder Mix, mit dem klassischen Swing und Gipsy-Jazz der 30er und 40er Jahre als Fahrwerk und modernen Elektro-Skills à la Daft Punk oder Justice als Motor. Derart angetrieben belebten sie sowohl die eher klassischen Jazz- und Gipsy-Festivals als auch die dampfenden Club-Keller mit einer Musik, die an beiden Orten nie zuvor gehört wurde. Höhepunkt war wohl die knackvolle Galavorstellung im legendären Pariser Olympia, in dem hunderte Partygänger plötzlich zu Swing tanzten. Das soll ihnen erstmal jemand nachmachen.

Für das im letzten Jahr veröffentlichte zweite Album „Panic" streckten Caravan Palace ihre musikalischen Fühler noch etwas weiter aus. Denn neben der Liebe zur swingenden Musik der 30er - neben Reinhardt auch weniger bekannte Komponisten wie Fletcher Henderson, Charlie Shavers oder Mildred Bailey - teilen sie alle einen gemeinsamen Background: die elektronische Musik der 90er Jahre bis heute, von Massive Attack bis Isolée oder Gorillaz, sprich also von TripHop bis HipHop und Minimal Electro. Und wem das dann doch vielleicht ein bisschen zu viel der Verbindungen ist, der höre sich das Album erst einmal an: Da geht es zu wie auf der Achterbahn. Auf romantische Vibraphon-Ausflüge folgen wilde Rockabilly-Ritte, auf ekstatische Gipsy-Gitarren mächtig wummernde Elektro-Beats. Zusammen gehalten wird alles von Miss Zoés freudig-juchzender Gesangsstimme und einer Menge Effektgeräte, die dem riesigen Instrumenten- und Maschinenpark die gewisse Portion Patina verleihen, die man getrost inzwischen als Caravan-Palace-Sound bezeichnen kann: klingt irgendwie nach altem Röhrenmikrofon, ist aber eigentlich das Neueste vom Neuen. Und lässt jedes halbwegs normale Tanzbein von ganz allein erzittern.

Besetzung

Gesang: Colotis Zoé
Gitarre: Arnaud Vial
Stick Bass: Charles Delaporte
Violine: Hugues Payen
Electronics: Antoine Toustou
Klarinette: Camille Chapelliere

Frankreich Frankreich

Theatervorplatz, Jena

Einlass: ab 19:00 Uhr

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11.00 € 8.00 € 13.00 € 10.00 €

Jokerkarten gelten

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