Chilly Gonzales

Chilly Gonzales

Eine seiner derzeitig größten Herausforderungen, ließ Gonzales auf seinem 2011er Album „The unspeakable Chilly Gonzales“ die Gemeinde wissen, sei es, einfach „die Klappe zu halten und Klavier zu spielen“. Und das sei, hieß es noch, schließlich auch das Höchste an Respekt, was man seinem Publikum entgegenbringen könne. Punkt. Es grenzt schon an Selbstkasteiung, wenn das einer sagt wie Mr. Jason Charles Beck aka Gonzales, das menschgewordene musikalische Chamäleon. Denn eigentlich ist Gonzales Inhaber der wohl größten Klappe wie auch der goldensten Hände des derzeitigen Showbusiness. Und beides setzt er (in wechselnden Anteilen) auch weidlich ein, in den verschiedensten musikalischen Ausstülpungen. Welcher Beck darf es denn sein: der Jazzpiano-Student aus Montreal? Der leicht Elvis-Costello-angehauchte Leader der kanadischen Alternative-Band Son? Der satirische Elektro-Rapper der Berliner Untergrund-Szene, der versprach, mittels seiner Drummachine Hip-Hop-Gott Dr. Dre vom Produzententhron zu stoßen (und sich gleich zum Präsidenten jener Berliner Untergrund-Szene erklärte)? Der Inhaber des aktuellen Weltrekords im Dauer-Pianospielen (Paris 2009, 27 Stunden, 3 Minuten, 44 Sekunden)? Der Lieferant traumhaft schöner Songs für Künstler wie Feist, Drake, Daft Punk, der Partner von Größen wie Peaches oder Jamie Lidell? Man kann sich leicht verirren im großen Gonzales-Universum. Letztlich aber ist er vor allem eines: ein wahrhaft begnadeter Musiker-Entertainer der durchtriebensten Sorte, ein sportlicher Eulenspiegel, der wohl selbst einen Frank Sinatra zum Bühnen-Duell herausgefordert hätte (und seine Chancen wären nicht die schlechtesten gewesen). 

Die Grundelemente, die durch alle seine verschiedenen Alter Egos und Bühneninkarnationen hindurchscheinen, sind jedoch: die klassischen Piano-Skills. Während seiner Berliner Jahre zu Beginn des Jahrtausends, als er zusammen mit seiner kanadischen Kollegin Peaches als neuer Club-Gott und schalkhafter Rüpel-Rapper gefeiert wurde, dämmerte es vielen Szene-Jüngern erst nach und nach, dass die gelegentlichen, lässig dahingeworfenen Klaviereinlagen mehr sind als Attitüde. Spätestens nach Veröffentlichung seines Albums „Solo Piano“ 2004 war klar: Hier ist einer, der goldenes Handwerk mit einer Selbstironie verbindet wie sonst hierzulande nur noch Helge Scheider (mit dem er sich auch schon einige denkwürdige Piano-Battles geliefert hat). Für „Solo Piano II“, das 2012 veröffentlicht wurde, spielte Gonzales im Studio ein weiteres gutes Dutzend jener simplen, wunderschönen, altmodischen Piano-Preziosen ein, die ein wenig an Erik Satie erinnern  und jeden Zuhörer zwingend weit weg an die Gestade weltentrückter Schwelgerei spülen. Aber ganz sicher darf man sich bei Chilly Gonzales nie sein. Gern erscheint er zum Konzert im schon legendären dunkelgrünen Satinmorgenmantel samt scheußlicher Samt-Slipper. Und die Klappe kann er auch nie ganz halten. Zum Glück.

Besetzung

Chilly Gonzales - Piano
Adam Zolynski - Violine
Jansen Folkers - Violine
Ingmar Süberkrüb - Viola
Martin Bentz - Violoncello
Joe Flory - Perkussion

Kanada Kanada

Theatervorplatz, Jena

Einlass: ab 19:00 Uhr

VVK voll VVK erm AK voll AK erm
19.00 € 16.00 € 21.00 € 18.00 €

Jokerkarten gelten nicht // Kinderkartenpflichtig

Das Konzert ist ausverkauft, es sind keine Restkarten an der Abendkasse erhältlich.

Video

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