Iyeoka

Iyeoka

Vor eineinhalb Jahren, Ende 2011, stand Frau Iyeoka Okoawo in Benin City inmitten Tausender Nigerianer, die gegen eine Kürzung der Benzinsubventionen protestierten. Sie war eigentlich gekommen, um ihre Musik zu präsentieren, weder Benzin noch Öl gehörten bisher zu ihren Hauptinteressen. Und doch erwuchs aus diesen Protesten für Okoawo eine ganz neue Erfahrung, von Heimat und Kunst und sozialen Problemen. Denn eigentlich stammt Iyeoka Okoawo aus Boston, Massachusetts. Und sie hatte bis dato auch schon drei eigene Alben veröffentlicht, die sie mit Fug und Recht in eine Reihe mit den großen afroamerikanischen Singer/Songwriterinnen rückten. Mit einer tiefen, mächtigen Stimme wie Shirley Bassey, einem Gefühl für Melodie und Rhythmus wie Lauryn Hill und einem Gerechtigkeitssinn wie Tracy Chapman hat sie langsam, aber stetig seit 2004 die Bühnen der USA erobert und dabei die Zuhörermengen nicht nur beeindruckt, sondern im besten Sinne verändert hinterlassen. Sie selbst nennt sich auch lieber Dichterin oder Poetin statt Musikerin, denn die Musik ist nur eine Welle, auf der die Botschaft ihrer Lieder reitet. Aber das in schönster und bewegendster Form.

Hier kommt nun Benin City in Nigeria ins Spiel und die dortigen Proteste gegen die Subventionskürzungen. Denn Iyeoka Okoawo ist dann doch keine ganz normale afroamerikanische Sängerin, sie ist - wie so viele Amerikaner - das Kind von Einwanderern, die in den 70er Jahren erst in die USA kamen. Und sie hat demnach zwei Wurzeln, eine in Boston, wo sie aufwuchs und ihr bisheriges Berufsleben verbrachte, und eine zweite in der Edo-Provinz in Nigeria, jenem uralten, kulturvollen Landstrich östlich von Lagos. Für Iyeoka Okoawo sind diese extrem unterschiedlichen Erfahrungen augenscheinlich keine Zerreißprobe, sondern im Gegenteil: ganz essentiell. Denn wer sich wie sie als Poet, als musizierender Lyriker versteht, im Geiste ganz bei Kollegen wie Bob Dylan oder Nina Simone, der lebt eben von solchen Eindrücken und der Erfahrung, sich inmitten von Menschen zu bewegen, deren Gedanken man artikulieren und in Melodien gießen kann. Und diese Melodien sind dann auch dementsprechend: sehr breitgefächert, sehr komplex springend zwischen uramerikanischem Funk, opulentem Souljazz, ergreifendstem Roots-Folk und westafrikanischer Polyrhythmik.

Mit widerstrebenden Erfahrungen kennt sie sich eh aus. Denn bevor Iyeoka Okoawo ihre Musik zum Beruf machte, lebte sie schon ein ganz anderes, ebenso hoch bezahltes wie überlastetes Leben als Pharmazeutin am Boston Medical Center. Hier zog sie mit Ende zwanzig gerade noch rechtzeitig die Notbremse, rechtzeitig um zu entdecken, dass ihr die Musik wesentlich mehr bringt als die tägliche Selbstausbeutung. Selbst um den Preis relativer Brotlosigkeit. Dieses Los ist allerdings dann doch an ihr vorübergegangen, heute ist Iyeoka gut genug im Geschäft, um davon leben zu können, und hinreichend unbekannt, um überhaupt noch leben zu können, für die Musik und die Poesie. Wir freuen uns auf ein bewegendes Konzert.

Besetzung

Nigeria Nigeria
USA USA

Theatervorplatz, Jena

Einlass: ab 19:00 Uhr

VVK voll VVK erm AK voll AK erm
11.00 € 8.00 € 13.00 € 10.00 €

Jokerkarten gelten

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