Max Herre

Max Herre

Zu Zeiten des schwäbischen HipHop-Wunders der 90er Jahre, als Stuttgart sich mit den Fantastischen Vier, Freundeskreis, Massive Töne oder Die Krähen zu einem Epizentrum des Rap aufschwang, da ahnte garantiert kaum jemand, dass die Hauptakteure dieser sendungsbewussten Spass-Guerilla wenige Jahre später zu den Großfürsten deutscher Musik gehören sollten. Zum Glück, darf man sagen! Und wenn es einer geschafft hat, zeitgemäße Sounds mit anspruchsvoller Lyrik zu verbinden, OHNE eben (wie so viele Songwriter-Kollegen) ins Avantgarde-Nirwana zu entschwinden, oder (wie so viele Deutschpop-Kollegen) in die seichte Schlager-Nichtigkeit abzutauchen, dann ist das: Max Herre.

In den Zeiten nach Auflösung seiner Band Freundeskreis hat er vieles ausprobiert und passte nicht so recht in ein Schema. Die irritierten Marketing- und Presseabteilungen versuchten es trotzdem, vielleicht eben Deutschpop oder HipHop oder Roots Reggae. Aber irgendwie scheiterten sie alle. Und ein Max Herre nimmt nicht alles easy-peasy. „Du schreibst einen Dreck über mich, ich schreib einen Track über dich", reimte er auf einer Platte und meinte damit wohl: Er nimmt die Dinge ernst. Es MACHT ihm etwas aus, als Medienzombie durch die Schlagzeilen zu geistern, abgelöst von allem, was ihm selbst wichtig ist.

Diese energische Ernsthaftigkeit, die scheinbar so sehr dem chilligen Grundgedanken der  Reggae-HipHop-Kollektive seiner frühen Jahre widerspricht, ist in allen neuen Liedern Max Herres zu hören. Er macht damit letztlich genau das, was wirklich guten, ursprünglichen HipHop ausmacht: Er erzählt Geschichten, die die Zeit spiegeln. Er spricht von sich und der Welt und dem, was sie ausmacht, von kleinen Dingen und großen, vom Tahrir-Platz und Israel und dem merkwürdig wolkigen Gefühl am Morgen, wenn die Gedanken noch irgendwo zwischen Traum und Realität festhängen. Und von Liebe, natürlich, davon singt er auch.

Überhaupt zeigt die neue Veröffentlichung wieder einmal, was an deutschen HipHop-Stammtischen schon lange gemunkelt wird: Max Herre ist eigentlich ein verkappter Intellektueller des Conscious Rap, ein Mikrofonprofessor und Hobby-Historiker. „Hallo Welt" von 2012 ist so auch voll von Verweisen und kulturgeschichtlichen Anspielungen: angefangen vom Plattencover, auf dem das alte Logo der RKO-Studios zitiert wird (kennt man ja aus dem King-Kong-Film!), über lässige Erwähnungen von Größen wie Godard und Bukowski bis hin zur großangelegten Hommage an Rio Reiser und die Einstürzenden Neubauten, zusammen mit Samy Deluxe. Mach kaputt, was dich kaputt macht, singen sie da, die Kinder der 70er Jahre, zu einem ordentlich schmutzigen Schrammelrhythmus. Aber nicht vergessen: "Neubauen!"

Ist das einfach politisch korrekte Pop-Oberfläche? Man weiß es nicht, und das ist auch gut so. Der neue Max Herre hat ganz augenscheinlich einen Weg gefunden, die Schubladen zu umgehen. Über seine ganz persönlichen Geschichten, seine eigene Sendung. Und ja, sie ist immer noch sein Ding, die Rapmusik!

Besetzung

Max Herre - Gesang
Philip Niessen - Gitarre
Michael Endersby - Bass
Matteo Scrimali – Schlagzeug
Lillo Scrimali – Keyboard
Roberto Di Gioia – Keyboard
Grace Risch – Gesang
Samon Kawamura - DJ

DE Deutschland

Theatervorplatz, Jena

Einlass: ab 18:30 Uhr

VVK voll VVK erm AK voll AK erm
19.00 € 16.00 € 21.00 € 18.00 €

Jokerkarten gelten nicht // Kinderkartenpflichtig

Das Konzert ist ausverkauft. Es gibt keine Restkarten an der Abendkasse.

Video

Zurück