Tindersticks

Tindersticks

Die Tindersticks aus Nottingham sind ein echtes Phänomen. In ihrem nunmehr über zwanzigjährigen Bestehen ist viel britisches Musikgut an ihnen vorbeigerauscht, vom TripHop-Wunder der 1990er über die Britpop-Ära bis hin zu Soul- und Funk-Ikonen neueren Datums. Die Tindersticks aber bestehen bis heute und gehören zu den beständigsten musikalischen Vertretern der britischen Musikszene. Vielleicht auch und vor allem, weil sie immer eine erstaunliche Mischung aus langsamer, tastender Weiterentwicklung des eigenen Sounds und einer insgesamt dann doch ganz enormen musikalischen Vielgestaltigkeit an den Tag legten. In dieser Hinsicht (und in ihrer Bedeutung) sind sie sicher nur mit ähnlich dauerhaft sich verändernden Kollegen wie Radiohead vergleichbar.

Die Aura des Besonderen pflegen die Tindersticks wie keine zweite Band: rein optisch, wenn sie seit Jahr und Tag im schnieken Dandy-Sakko auf die Bühne treten, in Interviews, wenn sie sich eines nur als Upper-Class-Englisch zu bezeichnenden Vokabulars bedienen, und vor allem musikalisch mit ihrem vielschichtigen, dunklen und melodischen Gitarren-Indie-Sound, der gern auch mal zehn Minuten über den Plattenteller mäandert. Nein, es ist keine locker-flockige Sommermusik, die die Tindersticks produzieren. Es ist im Gegenteil eine tiefe und sehr persönliche musikalische Suche unter Zuhilfenahme diverser Stilmittel vom orchestralen Schmelz über loungigen Jazz bis hin zu Soul und schwebenden Gitarrenflächen. Ein wenig haben sie damals, bei ihrer Gründung zu Beginn der 1990er Jahre, auch das heutige Genre des Postrock vorweggenommen, zusammen mit der sympathischen Attitüde, sich um Zeitgeist und Radioverträglichkeit eher einen feuchten Kehricht zu scheren. Das hat nicht gerade zur Massenkompatibilität der Tindersticks beigetragen, dafür wurden sie das, was man eben eine Kultband nennt: ein Kollektiv extrem neugieriger und ambitionierter Musiker mit einem starken Fankreis, der der Band auch über zwischenzeitliche Trennungsgerüchte hinweg die Treue gehalten hat. Das war Mitte der 2000er Jahre, als sich Stuart Staples - Mitgründer, Hauptkomponist und Sänger mit markanter, murmelnder Stimme - per Soloprojekt selbstständig machte. Die daraus resultierenden zwei Alben waren laut Staples der Ausdruck eines Bedürfnisses, nach vorn zu springen und neue Möglichkeiten auszuloten. Dem Bandgefüge hat das insgesamt anscheinend nur gut getan, denn 2006 kam es wieder zu ersten gemeinsamen Konzerten und 2008 auch wieder zu einer Reunion. Zu den verbleibenden drei Gründungsmitgliedern Stuart Staples, David Boulter und Neil Fraser gesellen sich nun Bassist Dan McKinna und Schlagzeuger Earl Harvin. Es entstanden bis heute - neben diversen Filmmusiken - drei neue Alben, gefüllt mit einem abgewandelten Tinderstick-Sound, den man vielleicht als Kammer-Pop bezeichnen kann: weniger Indie, dafür mehr klassische Elemente, akustische Gitarre und nächtlich-schwebende Melodien. Und immer noch auf jedem Konzert ein tief berührendes Erlebnis.

Besetzung

Großbritannien Großbritannien

Theatervorplatz, Jena

Einlass: ab 19:00 Uhr

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14.00 € 11.00 € 16.00 € 13.00 €

Jokerkarten gelten

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