Poliça // New Found Land

Als Poliça aus Minneapolis im Jahr 2011 an die Öffentlichkeit trat, da rumorte es im Blätterwald: Was heißt denn bitte Poliça? Ist es der polnische Ausdruck für eine Versicherungspolice? Oder für eine politische Strategie? Oder ist es gar eine zufällig in einem defekten Computer aufgetauchte Dateibezeichnung, obskur und ganz und gar abstrakt? Alle diese Mutmaßungen kursierten, und sie sind wohl samt und sonders: falsch. Nehmen wir also Poliça als ganz eigene Wortschöpfung, und schon sind wir bei der Band an sich, denn deren Sound ist ganz genauso. Wenn Ryan Olson, Channy Leaneagh und ihre drei Kollegen die Bühne betreten, wenn die beiden Schlagwerke einsetzen und Olsons Synthesizer erklingt, wenn der Bass einsetzt und Leaneaghs Stimme schwebt, scheint im Raum eine einigermaßen dunkle, aber glanzvolle Sonne aufzugehen. Es ist ein mächtiger, untergründig fließender Indie-Rock-Strom, den die fünf Amerikaner entfesseln, und er ist gleichzeitig licht und feinsinnig wie vormals nur die ersten Alben von Goldfrapp oder die der Hamburger Band Hundreds.

Das liegt vor allem an zwei Komponenten: Channy Leaneagh und Ryan Olson. Leaneaghs gläserne Stimme scheint immer von fern zu kommen, aus einer anderen, ätherischen Sphäre, von der aus sie sich mit Vehemenz in die Ohren der Zuhörer bohrt. Drum herum baut Ryan Olson einen Sound, der mit Indie-Rock nur sehr unzureichend beschrieben werden kann. Es ist bester Club-Sound, mit einem schleppenden, scharfkantigen Puls und von innerer Unruhe beseelt, die immer wieder dunkelschöne Melodieblüten treibt.

Dafür braucht man schon zwei Schlagwerke, keine Frage. Und man braucht auch einen einigermaßen weit gefassten musikalischen Background, wie ihn Olson zweifelsohne besitzt. Von seinem abgewetzten Wohnzimmer-Studio in Minneapolis aus hat er in den letzten Jahren ungezählte Bands und Projekte der Musikszene des Mittleren Westens gestartet. Und immer waren es Projekte, die zwischen allen Stühlen saßen: vom geisterhaften Electronica-Sound des Trios Digitata über den Noise-Rock von Marijuana Deathsquads und das HipHop-Kollektiv Mel Gibson and the Pants bis zur 80er-Softrock-Bigband Gayngs. In letzterer Band spielte neben Bon Ivers Justin Vernon auch: Channy Leaneagh. Der Kreis hat sich geschlossen.

Aus einer ganz anderen geografischen Richtung, aber musikalisch derselben Gegend kommt auch Anna Roxenholt, alias New Found Land. Sie ist sozusagen die andere Seite der Poliça-Medaille. Wo Poliça als weitverzweigtes Indie-Netzwerk agieren, verfasste Roxenholt ihre Musik größtenteils allein irgendwo auf dem Land in Schweden. Der Sound hingegen ist genauso groß und tief wie der Poliças, mit einer sanften, halligen Stimme, die auf einem flotten, sommerlichen Elektro-Rhythmus über dunkel wummernde Bassabgründe springt. Es ist zwar Roxenholts drittes Album und man hört auch die Verwandtschaft zur Berliner Clubszene (in der sie startete), doch ihr heutiger Sound ist ganz und gar neu, und weiter. New Found Land, eben.

Besetzung

USA USA
Schweden Schweden

Theatervorplatz, Jena

Einlass: ab 19:00 Uhr

VVK voll VVK erm AK voll AK erm
11.00 € 8.00 € 13.00 € 10.00 €

Jokerkarten gelten

Video

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